Exkurs: Spitallandschaft Schweiz, Thema Spitalschliessungen

Spitalschliessung
 
Ländervergleich
Die Spitaldichte ist in der Schweiz um einiges höher als z. B. bei unserem Nachbarn in Deutschland. In Deutschland gibt es ein Spital auf 40‘480 Einwohner, in der Schweiz steht auf 28‘820 Einwohner ein Spital. In der Schweiz sind das etwa 4.6 Betten pro 1000 Einwohner, was dem OECD-Schnitt von 2015 gleichkommt (4.7). Im Vergleich zu dem OECD-Ländern eigentlich ein guter Schnitt. Jedoch hat die Schweiz nach den USA die höchsten Gesundheitskosten der Welt und profitiert von einem hohen medizinischen Standard. Es stellt sich somit die legitime Frage, ob die Gesundheitskosten durch mögliche Spitalschliessungen gesenkt werden können.  
 
Konzentration von Spitalleistungen zwingend notwendig
In der Schweiz kommt es bei möglichen Spitalschliessungen immer wieder zu hitzigen Debatten, wie dies aktuell im Kanton St. Gallen der Fall ist. Für die in der Umgebung direkt betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner mag eine Spitalschliessung ein herber Verlust sein. Rein objektiv betrachtet ist eine Umwälzung der Spitallandschaft Schweiz einfach nur konsequent und für die Senkung der Gesundheitskosten zwingend (siehe dazu auch der im Oktober 2017 publizierte Bericht einer vom Bund eingesetzten Expertengruppe). Der Konzentration von Leistungen sowie die Umwandlung bestehender Landspitäler in Ambulatorien oder Gesundheitszentren führt kein Weg vorbei. Alle Regionen in der Schweiz sind heute im Zuge des Mobilitätsfortschrittes und der Ausweitung der öffentlichen Verkehrsmittel gut erschlossen. Die schweizweit hohe Qualität des medizinischen Angebotes und die Problematik der Mindestfallzahlen sprechen weiter für eine Reduktion des Spitalangebotes.
 
Regionalpolitiker im Dilemma
Die Kompetenzverteilung der Spitalversorgung Schweiz obliegt jedoch den Kantonen. Die Regionalpolitik spielt dabei eine gewichtige Rolle. Sich für eine Spitalschliessung einzusetzen, kann negative Auswirkungen auf die politische Karriere haben. Anton Grüninger, zu seiner Amtszeit in der St.Galler Regierung Vorsteher des Gesundheitsdepartementes, wurde abgewählt, als er sich gegen den Erhalt von gewissen Spitälern einsetzte. Auch gilt es die besonders geografischen Bedingungen der Schweiz nicht zu ignorieren. Je nach Kanton kann die Distanz durchaus ein begründetes Argument gegen eine (einzelne) Spitalschliessung sein. Der Kanton St. Gallen mit seiner hügeligen Landschaft kann nicht mit dem Kanton Basel-Stadt verglichen werden.
 
Spitalschliessung Grenchen als Vorbild
Die Spitalschliessung in Grenchen im Jahre 2011 führte vorgängig ebenfalls zu wilden Protesten. Mit ein wenig Distanz war die Schliessung jedoch die logische Konsequenz, liegt u. a. das Bürgerspital Solothurn nur 15 Autofahrminuten entfernt. Die ehemalige Spitalinfrastruktur konnte zudem sinnvoll weiter genutzt werden. Das Spital Grenchen ist heute der Sunnepark Grenchen, ein Gesundheits-, Pflege, und Bildungszentrum.
 
Koordinierte Versorgung als Lösungsansatz
Ein möglicher Weg, den Kampf um die Spitäler objektiver und weniger kantonalbezogen zu gestalten, könnte eine überkantonale Koordination der Spitallandschaft sein. Dies würde bedeuten, dass nicht mehr von kantonalen Spitallisten gesprochen wird, sondern z. B. von einer Spitalliste «Koordinierte Versorgung Ostschweiz». Dies würde eine Zusammenarbeit zwischen den Kantonen fördern und bestenfalls die Spitalleistungen konzentrieren.